Ausbildungsförderung für Studenten

Das Leben in Dänemark und insbesondere in Kopenhagen ist teuer und als Student helfen einem da auch nicht die, im Vergleich zu Deutschland, hohen Löhne für Studenten. Ich habe von dänischen Freunden und Kommilitonen gehört, dass sie sich ohne die Förderung das Studium hätten nicht leisten können. Umso besser also, dass Dänemark ein starkes Sozialsystem hat und seine Studenten finanziell unterstützt – und als Deutscher ist das System Luxus. Alle dänischen Staatsbürger, und hier macht sich die Gleichbehandlung aller bemerkbar, bekommen brutto DKK 6820 (~914 € – Stand 29.07.2024) vom Staat als Förderung, wenn sie nicht bei Ihren Eltern wohnen und an einer Hochschule eingeschrieben sind. Und warum ist das in meinen Augen Luxus? Es muss nicht zurückgezahlt werden. Auch Ausländer müssen es nicht zurückzahlen! Zum Vergleich der BAföG-Höchstsatz liegt für das Wintersemester 24/25 bei 855 € und in Städten wie München, Hamburg oder Berlin können auch die Mieten mit Kopenhagen mithalten. Darüber hinaus müssen Studierende ihre Krankenkasse häufig noch selber bezahlen, die ist mit Ausnahme der Zähne in Dänemark natürlich inklusive.

So sieht für mich Chancengleichheit für alle aus. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich in meinem ersten Semester BAföG beantragt habe. Ich wusste von vornherein, dass es für mich wahrscheinlich nichts gibt, aber versuchen wollte ich es trotzdem. Natürlich haben mich meine Eltern unterstützt und das tuen sie bis heute, aber ich habe während meines gesamten Studiums immer gearbeitet. Zum Glück habe ich in Kaiserslautern studiert, wo Einzimmerwohnungen schon ab 180 € Warmmiete zu bekommen waren und ich nicht darauf angewiesen war schnell finanzielle Unterstützungen vom Staat zu bekommen, um über die Runden zu kommen. In anderen Städten wie Aachen hätte das aber ganz anders aussehen können. Und schnell ist hier ein gutes Stichwort. Schnell geht wie mittlerweile gewohnt in deutschen Ämtern nichts, ich musste über drei Monate auf eine Antwort warten. Nicht nur, dass ich alles schriftlich ausfüllen und per Post verschicken musste, waren es auch sämtliche Formulare. Ich verstehe bis heute nicht, warum das Gehalt meiner Geschwister für meine Ausbildungsförderung wichtig zu seinen scheint. Sollen die allen Ernstes mich finanziell unterstützen? Naja, am Ende wurde wie zu erwarten an der Realität vorbei gerechnet und ich war nicht BAföG berechtigt.

In Dänemark war es deutlich einfacher und schneller. Die einzige Hürde als EU-Ausländer, einen Arbeitsvertrag über 10 Wochenstunden, habe ich gemeistert und konnte mich im, ich nenne es mal, „Bürgerportal“ anmelden und mich auf SU (dänisches BAföG) bewerben. Bewerben ist in diesem Zusammenhang relativ, wie anfangs erwähnt sind alle dänischen Staatsbürger automatisch berechtigt SU zu beziehen und ich musste somit nur meinen Arbeitsnachweis als zusätzliches „Formular“ einreichen. Da in Dänemark alles digital abläuft war der erste Antrag nach nicht mal 5 Minuten erledigt. Sie wussten, wann, was und wo ich angefangen habe zu studieren. Im zweiten Schritt musste ich noch einen Antrag ausfüllen, der mich mit einem dänischen Staatsbürger gleichstellt. Es waren ungefähr 15 Fragen von denen die meisten schon ausgefüllt waren. Wie gesagt, alles ist digital und freundlicherweise kommunizieren die Behörden miteinander. Somit musste ich das meiste nur bestätigen und drei Fragen tatsächlich selber ausfüllen. Keine 5 Minuten später war auch dieses „Formular“ eingereicht. Jetzt hieß es für mich warten, als Ausländer habe ich keine Priorität und mir wurde mitgeteilt, dass die Bewilligung bis zu drei Monate dauern kann.

Ganz so lange hat es dann aber nicht gedauert. Drei Tage, ja richtig gehört, TAGE nicht Monate, kam per E-Mail die Antwort, dass der Antrag bewilligt ist. Eine Woche später bekam ich wieder eine E-Mail mit der Bestätigung der vollen Förderhöhe und direkt war auch rückwirkend für den Monat das Geld auf meinem Konto. Und dieses kommt seit dem pünktlich zum ersten des Monats. Schnelligkeit und Höhe, das ist für mich definitiv Luxus.

Ich frage mich jedes Mal warum das in Deutschland nicht funktioniert. Ich hätte das BAföG auch in voller Höhe zurückgezahlt und ich bin mir sicher, dass es anderen genauso geht. Lieber überhaupt etwas bekommen und komplett zurückzahlen, als im schlimmsten Fall gar nicht erst ein Studium anfangen oder beenden zu können, weil die finanziellen Mittel nicht zur Verfügung stehen. Und das in einem Land wie Deutschland, das darauf angewiesen ist Wissen aufzubauen. Ich bin der Meinung, dass Deutschland sich in diesem Punkt mehr als nur eine Scheibe von Dänemark abschneiden kann und würde mir eine BAföG Reform und keine Reförmchen wünschen, die von der Inflation gefressen werden #Prioritäten @FDP.

Wer in Dänemark SU bezieht hat strikte Vorgaben, wie lange er studieren darf. Meines Erachtens sind diese sogar strikter als in Deutschland, aber wenn sich Studierende dafür auf ihr Studium konzentrieren können und früher im Arbeitsmarkt sind haben auch beide Seiten wieder gewonnen. Und wenn wir schon dabei sind, fangen wir doch auch endlich damit an unsere Wissenschaftler fair zu bezahlen.